Jahreszeiten

Sonnenkalender, und das sind heute alle gebräuchlichen Kalender einschließlich dem bei uns benutzten Gregorianischen Kalender, finden ihren wichtigsten Rahmen im Jahr, das heißt in der Zeitspanne, in der sich die Erde einmal um die Sonne dreht. Aus der Drehung und der Verschiebung der Erdachse (die Erdachse steht zu der Bahnebene der Umlaufbahn um die Sonne geneigt) und den daraus resultierenden unterschiedlichen Abständen von Sonne und den beiden Erdhalbkugeln ergeben sich die vier Jahreszeiten, die auf den beiden Erdhälften entgegengesetzt verlaufen. Die Jahreszeiten entstehen hingegen nicht, wie manche Menschen glauben, aus unterschiedlichen Abständen der Erde insgesamt von der Sonne. Zwar ist die Umlaufbahn um die Sonne kein Kreis, sondern eine Ellipse, doch ist diese Ellipse nahezu kreisförmig. Der Unterschied zwischen sonnenächstem Punkt (Perihel; Anfang Januar) und sonnenfernstem Punkt (Aphel; Anfang Juli) ist äußerst gering. Im Perihel beträgt der Abstand der Erde von der Sonne rund 147 Millionen Kilometer, im Aphel 152 Millionen Kilometer. 5 Millionen Kilometer hören sich viel an, sind es aber nicht, die Umlaufbahn bekommt davon keine echte Eierform. Die unterschiedlichen Abstände im Perihel und Aphel wirken sich wohl geringfügig auf die Temperaturen auf der Erde aus, das kann man aber vernachlässigen, für die Jahreszeiten sind sie nicht ursächlich. Tatsächlich ist einzig die gekippte Erdachse ursächlich für die Jahreszeiten. Je nach Abstand einer Erdhalbkugel von der Sonne treffen die Sonnenstrahlen in einem anderen Winkel auf dieser Hemisphäre ein. Zudem bewirkt die gekippte Erdachse Polartag und Polarnacht. Je nach Position der Erde im Orbit liegen nördlicher oder südlicher Polarkreis rund um die Uhr im Sonnenlicht oder werden von der Erde selbst verdunkelt.

Die vier Jahreszeiten sind: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Rational erschiene es, wenn sie genau ein Kalenderjahr bilden würden, doch dem ist leider nicht (mehr) so. Bis zum Jahre 153 vor Christus war der 1. März im Römischen Reich der Beginn eines neuen Jahres (vgl. dazu Etymologie Kalenderjahr / Kritik am Kalenderjahr). Die Reste der alten Zählweise des Römischen Kalenders sind für jeden leicht erkennbar bis heute in den Monatsnamen September (lat. septem = sieben, der siebte Monat), Oktober (lat. octo = acht, der achte Monat), November (lat. novem = neun, der neunte Monat) und Dezember (lat. decem= zehn, der zehnte Monat) erhalten geblieben. Demnach wären, bzw. waren es tatsächlich, Januar und Februar vorletzter und letzter Monat eines Kalenderjahres. Silvester – betrachtet als letzter Tag eines Kalenderjahres – fiele auf den 28. bzw. in einem Schaltjahr auf den 29. März, womit der Schalttag auch nicht mitten im Jahr stattfände. Im Jahre 153 vor Christus verlegten die Römer den Jahresbeginn auf den 1. Januar, und dies nicht ganz zufällig: Der 1. Januar war der Tag, an dem die Konsuln ihr Amt antraten.

Über verschiedene Wirren im Mittelalter, was den Tag des Neujahrfestes anbelangt, die aus heidnischen und christlichen Praxen resultierten, konsolidierte sich der 1. Januar erst im 19. Jahrhundert als Tag des Jahresanfanges, in Japan beispielsweise sehr spät im Jahre 1873.

Infolge des 1. Januars als Neujahrstag liegt nun der Frühling nicht mehr am Jahresanfang, umgekehrt erstreckt sich der Winter vom Jahresende bis ins neue Jahr und bildet dort einen befremdlichen Jahresbeginn, den sinnvollerweise der Frühling bilden sollte. Indes kann man einen rationalen astronomischen Bezug herstellen, nämlich die Wintersonnenwende, die die meisten germanischen Stämme am 24. Dezember feierten (sogenannte Mittwinternacht, aus der das – originär keineswegs christliche – Weihnachtsfest enstanden ist). Am Tag der Wintersonnenwende beginnt die Sonne ihren neuen „Lauf“, daher ist er ein rationaler Zeitpunkt, das Kalenderjahr starten zu lassen. Es bleibt aber das Problem, dass die Wintersonnenwende phänologisch (nicht astronomisch) die Mitte des Winters markiert, von Frühling ist an diesem Tag noch nichts in Sicht, und daher ist die Wintersonnenwende als Zeitpunkt eines neuen Kalenderjahres aus pragmatischer Sicht irrational.

Meteorologische Jahreszeiten

Die Meteorologie macht es sich einfach und folgt bei ihrer Festsetzung der Jahreszeiten dem Kalender. Der Frühling findet so vom 1. März bis 31. Mail statt, der Sommer liegt im Zeitraum 1. Juni bis 31. August, während die zweite tropische Jahreshälfte mit dem Herbst, der sich in der Meteorologie vom 1. September bis zum 30. November erstreckt, beginnt und mit dem Winterende im neuen Jahr endet, wobei sich der Winter vom 1. Dezember bis zum 28. bzw. 29 Februar zeitigt. Nach dem alten Römischen Kalender wären die vier Jahreszeiten somit deckungsgleich den Quartalen.

Astronomische Jahreszeiten

In der Astronomie legt man Wert auf größere Präzision. Hier werden die vier Jahreszeiten nach der scheinbaren geozentrischen ekliptikalen Länge des Sonnenstandes bestimmt. Das ist ein schwieriger astronomisch-physikalischer Begriff und tatsächlich auch nicht ganz so leicht zu verstehen, vereinfacht beschreibt er aber lediglich die Erdbahn und die unterschiedlichen Abstände von der Erde (oder jedem anderen Himmelswanderer, also Planeten) zur Sonne. Ein Jahr ist in der Astronomie die Dauer einer Umdrehung der Erde um die Sonne, bspw. von Frühlingsanfang bis zum nächsten Frühlingsanfang.

Die vier Jahreszeiten beginnen in der Astronomie

  1. Frühlingsanfang: 19. bis 21. März. Der Abstand zwischen zwei Frühlingsanfängen beträgt genau ein Jahr (genauer: ein Sonnenjahr), das durchschnittlich nach dem Gregorianischen Kalender 365 Tage, 5 Stunden und 49 Minuten dauert. Je Jahr verschiebt sich die Uhrzeit des Frühlingsanfanges um knapp sechs Stunden, und nach vier Jahren ist es schon (fast) ein ganzer Tag. Daraus resultieren die Schalttage, mit denen man im Julianischen und Gregorianischen Kalender die Drift beheben will. Der Gregorianische Kalender ist genauer (jedoch keinesfalls absolut exakt!), da er nicht aller vier Jahre einen Schalttag einlegt, da es tatsächlich nicht sechs Stunden, sondern durchschnittlich nur fünf Stunden und 49 Minuten sind.

    Wie man an Hand der Erörterungen erkennen kann, waren die Römer, wenn man den Frühlingsanfang als einen besseren Zeitpunkt als den Winteranfang für den Jahresbeginn hält, mit 1. März und Schalttag am 29. Februar schon sehr an der Wahrheit, von der man sich – im kalendarischen Sinne – leider mit dem 1. Januar als Neujahrstag wieder entfernt hat.

  2. Sommeranfang: 20. oder 21. Juni.
  3. Herbstanfang: 22. oder 23. September
  4. Winteranfang: 20. bis 22. Dezember

Die Anfänge in der Astronomie beschreiben Zeitpunkte nach der scheinbaren geozentrischen ekliptikalen Länge. Das muss man richtig verstehen. Der astronomische Sommeranfang ist keineswegs der erste warme Sommertag, sondern im Gegenteil beschreibt er den höchsten Stand der Sonne, also den längsten Tag des Jahres und somit – phänologisch – eigentlich die Sommermitte. Danach geht es wieder abwärts, die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken langsam, aber stetig. Genauso verhält es sich mit dem Winteranfang der Astronomie: Die Tageslänge ist die kürzeste des Jahres, danach geht es wieder aufwärts. Die Begriffe Sommersonnenwende und Wintersonnenwende beschreiben es viel genauer. Beim Frühlingsanfang und Herbstanfang sind es hingegen die Tagundnachtgleichen.

Wann ist Sommeranfang?

Mit der Frage „Wann ist Sommeranfang?“ wollen die Fragenden aller Erfahrung nach gar nicht in Erfahrung bringen, wann die Sonnenwende stattfindet, sondern, wann sie endlich Winterjacke und -stiefel im Schrank lassen und im T-Shirt nach draußen können. Die Frage ist nachvollziehbar, jedoch nicht zu beantworten, und schon gar nicht Monate oder Jahre im voraus. Neben astronomischen Entitäten spielen auch meteorologische (zum Beispiel die Großwetterlage) und geographische (unterschiedliches Klima) eine sehr wichtige Rolle, keineswegs muss der Tag der Sommersonnenwende zum Beispiel der heißeste Tag des Jahres sein. Weder Astronomie noch Meteorologie vermögen vorherzusagen, wann in diesem Sinne der Sommeranfang in einem bestimmten Jahr ist – es ist nicht die Intention der Astronomie, deren Teilbereich Kalenderastronomie den Umlauf der Erde um die Sonne zum Gegenstand hat und die Periode Kalenderjahr, nicht aber Phänomene der Jahreszeiten, erklärt, und die Meteorologie, die im Gegensatz zur Astronomie durchaus eine phänologische Wissenschaft ist, legt die Jahreszeiten und damit auch den Sommeranfang, wie oben dargestellt, sehr freizügig nach dem Kalender fest. Ein Blick auf die Botanik hilft da weiter: Bestimmte Pflanzen blühen zu Beginn des Sommers, am Ende des Sommers reifen unterschiedlichste Früchte. Das erlaubt aber kein Vorhersage, und wenn es soweit ist, merkt man es auch ganz allein, wenn sich der Sommer durch Früh-, Hoch- und Spätsommer „durcharbeitet“, um sich endlich für ein Jahr zu verabschieden.