Mondkalender

Ein Mondkalender im eigentlichen Sinne ist ein am Lauf des Mondes orientierter Kalender, der wie jeder andere Kalender auch versucht, den Zeitablauf mit Hilfe beobachtbarer physikalischer Naturprozesse greifbar zu machen. Der sich ohne Unterlass um die Erde drehende Mond kommt dabei genauso wie die Sonne in Frage, die den Schwerpunkt von Sonnenkalendern bildet.

Was ist ein Mondkalender? Unterschiede zu Sonnenkalendern

Unterschiede gibt es bei beiden Kalendersystemen hinsichtlich des Kalenderjahres. Während sich bei einem Kalendersystem, das der Sonne folgt, ganz natürlich Kalendertage und Kalenderjahre ergeben, ergeben sich bei einem Kalendersystem, das den Mond als Bezugspunkt für beobachtbare Wiederholungen im Zeitablauf nutzt, Kalendertage und Kalendermonate. Ein Kalenderjahr ist die Zeit, welche die Erde benötigt, um sich einmal um die Sonne zu drehen. Anschaulich zeigt sich ein solcher Erdlauf in den Jahreszeiten, die daraus entstehen, dass Erdachse und Sonnenachse (gemeint ist das Zentrum der Umlaufbahn um die Sonne) nicht parallel verlaufen. Je nach Halbjahr ist die nördliche oder die südliche Erdhalbkugel der Sonne näher und bekommt somit die Sonnenstrahlen intensiver ab. Ein Kalendermonat ist hingegen die Zeit, welche der Mond benötigt, um sich einmal um die Erde zu drehen. Eine solche Umdrehung nennt man Lunation, einen sich wiederholenden Ablauf „synodische Periode“.

Kalendermonat und Kalenderjahr haben zunächst rein gar nichts miteinander zu tun. Wie man das Sonnenjahr einteilt, ist willkürlich und ergibt sich aus dem Kalendersystem selbst nicht. So teilt man es im Diskordianischen Kalender, der wie der übliche Gregorianische Kalender ein Sonnenkalender ist, nicht etwa nach Kalendermonaten ein, sondern nach fünf Zeitabschnitten von jeweils 73 Tagen. Die Behauptung, ein Kalenderjahr bestünde aus zwölf Kalendermonaten ist demnach – astronomisch betrachtet – falsch. Das Kalendersystem kennt keine Kalendermonate. Umgekehrt verhält es sich bei einem Mondkalender. Kalenderjahre, die rund zwölf Kalendermonaten entsprächen, gibt es bei einem Mondkalender dem Bezug Mond nach zunächst überhaupt nicht, man muss auf phänologisches Geschehen (Phänologie = Lehre von im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Naturerscheinungen) zurückgreifen, um das Kalenderjahr zu konstruieren, das sich in einem Sonnenkalender zwangsläufig ergibt. Mit einem Mondkalender kann man nur die „Monde“ zählen (also die Anzahl der Lunationen), was zur Folge hat, dass jeder Kalendermonat „wandert“, während ein bestimmter Kalendermonat wie der Januar oder Juli im Sonnenkalender stets im Winter oder Sommer liegt. Zwölf Kalendermonate sind, legt man die durchschnittliche Zeit der Drehung von Mond um Erde von rund 29,5 Tagen (genauer: 29 Tage, 12 Stunden und 44 Minuten, also etwas mehr als 29,5 Tage) zugrunde, 354 Tage, das Kalenderjahr nach der Sonne hat aber, von Schaltjahren abgesehen, 365 Tage. Letzteres stimmt zwar nicht so ganz (wäre es richtig, benötigte man keine Schaltjahre), genügt aber an dieser Stelle, um die unterschiedliche Länge von Sonnenjahr und „Mondjahr“ zu erklären.

Was im Gregorianischen Kalender geschieht, ist ein „Einpressen“ der Kalendermonate (Mondkalender) in ein anderes Bezugssystem (Sonnenkalender), dem man zwölf Lunationen mit durchschnittlich 354 Tagen überstülpt. Es entsteht (jedenfalls in Hinsicht auf die Kalendermonate) ein Mischmasch, zwar nicht im Sinne eines sogenannten Lunisolarkalenders (das ist ein an das Sonnenjahr gebundener Kalender, der sich primär am Mond mit zwölf Lunationen orientiert und zur Korrektur der Abweichung vom tatsächlichen Sonnenjahr ungefähr alle drei Jahre einen Schaltmonat als dreizehnten Monat ins Kalenderjahr einfügt), aber eben doch eine Kombination aus sich Widersprechendem. Das hat zur Folge, dass die Kalendermonate des Gregorianischen Kalenders nicht genau die synodischen Perioden abbilden (können) (denn dann fehlten elf Tage im Kalenderjahr), was wiederum zur Folge hat, dass die Zeitpunkte von bspw. Vollmond und Neumond jeden Monat anders liegen. Im Mondkalender ist das anders: Da die synodische Periode sich vollkommen regelmäßig – abgesehen von einer nur annähernd elliptischen Umlaufbahn – wiederholt, erfolgen auch die einzelnen Ereignisse der Periode vollkommen regelmäßig. Der Preis für die Regelmäßigkeit der Kalendermonate in einem echten Mondkalender (also einem Lunarkalender) ist ihr Wandern in den Jahreszeiten.

Weiter soll an dieser Stelle nicht auf die Unterschiede zwischen Sonnenkalendern und Mondkalendern eingegangen werden, wir werden an anderer Stelle ausführlicher die Unterschiede beschreiben.

Weitere Auslegungen von „Mondkalender“

Ein Mondkalender, wie er oben beschrieben wurde (Lunarkalender), ist nicht weniger sinnvoll als ein Sonnenkalender und wurde wie selbstverständlich von bspw. Ägyptern und Babyloniern verwendet, da die Beobachtung des Mondes viel intuitiver als die der Sonne geschieht und das zunächst Naheliegendste der Zeiterfassung ist. Sonnenkalender setzen hohe astronomische Kenntnisse voraus und wurden kulturgeschichtlich erst viel später als die Mondkalender entwickelt. Noch heute wird der Mondkalender bzw. werden Mondkalender vom Islam und auch in einigen asiatischen Ländern verwendet, wenn auch nicht im Alltag, sondern nur, um religiöse Feiertage zu berechnen. Etwas pragmatischer erscheinen zwar Sonnenkalender, weil sie indirekt, gleichwohl das allen Offensichtlichste, die Jahreszeiten als Bezug haben, das heißt aber nicht, Mondkalender seien unsinnig.

Der Begriff Mondkalender wurde jedoch in den letzten Jahren aufgebläht und findet heute für Dinge Verwendung, die realiter nichts mit einem Kalendersystem zu tun haben und ausschließlich auf das Kalendersystem Mondkalender aus bestimmten Gründen anspielen – oder sich auch nur vollkommen ohne erkennbare Grundlage mit dem Begriff schmücken.

Befragt man das Internet nach Mondkalendern, findet man keine echten Lunarkalender. Bei dem, was man findet, dominieren zwei Kategorien von Seiten das Resultat der Befragung. Weil Mondkalender – bzw. die Esoterik – ein Geschäftsfeld sind, in dem viel Geld aus den Taschen Leichtgläubiger in die hochgradig professionell organisierter Unternehmen (tatsächlich gibt es hier sehr große Betriebe) fließt, folgt ein kurzer Überblick, der hoffentlich zugleich als Kategorisierung dem ein oder anderen die Augen öffnet und ihn dubiose Angebote erkennen lässt.

Mondphasenkalender

Die erste Kategorie bilden die Seiten, welche Mondstand (mehr zum aktuellen Mondstand) und Mondphase für beliebige Kalendertage darstellen. Nimmt man es genau, sind dies eigentlich keine Mondkalender, denn sie orientieren sich ausschließlich am Sonnenjahr, sind also Sonnenkalender, die Mondstände und Mondphasen in einem Kalendarium darstellen.

Auch der „Mondkalender“ von de-Kalender gehört zu dieser Kategorie. Wir unterstellen dem Besucher ein reines Informationsbedürfnis, wann bspw. der nächste Vollmond ist, und das war es dann (hoffentlich) auch schon. Man hätte das auch anders benennen können, wir würden dann aber nicht gefunden, denn keiner sucht nach dem Mondzyklus, und wohl die wenigsten wissen, was ein echter Mondkalender (Lunarkalender) ist, und verstehen unter „Mondkalender“ eine Darstellung von Mondstand und Mondphasen. Ohne Werbeeinahmen, die wir nicht hätten, wenn uns keiner fände, könnten wir de-Kalender nicht betreiben. Daher sind wir gezwungen, den Begriff Mondkalender in seiner populären Bedeutung zu verwenden. Man möge uns das verzeigen, einen anderen als den genannten Grund gibt es nicht.

Astrologie und sonstige Esoterik

Die zweite Kategorie bilden Seiten, welche den Mondzyklus als Ausgangspunkt für Interpretationen jedweder Coleur heranziehen. Vermutlich weil es das einfachste ist, benutzen die meisten dieser „Mondkalender“ einfache Kenndaten wie Mondphase (abnehmender Mond, der angeblich für Rückgang steht, demnach könnte man in der Phase gut eine Diät durchführen; zunehmender Mond, der angeblich für Wachstum steht, Pflanzen und Haare wachsen, das Einkommen steigt, oder man hat die Chance, etwas zu gewinnen, und ähnlich kruder Unsinn) und Zäsuren (Neumond, der angeblich für Neubeginn steht, also günstig ist, etwas anzufangen; Halbmond, Vollmond) als Grundlage für wilde und sehr allgemeine Behauptungen, die der eine beim anderen abkupfert oder die man notfalls selbst erfindet. Es werden Zusammenhänge zwischen „Mondkalender“ und Wachstum der Haare oder Friseurbesuchen zum Haareschneiden, günstigen und ungünstigen Zeitpunkten für Operationen, gutem und schlechtem Schlaf, Wachstum von Pflanzen und ähnlichem hergestellt, ohne irgend eine Begründung, geschweige denn einen Beleg, für die Thesen zu geben. Das Motiv dürfte in den meisten Fällen sein, Leerstellen zu füllen oder Leser (je nach Seite auch potentielle Kunden) anzulocken, indem die Neugier und das Unterhaltungsbedürfnis leichtgläubiger Menschen befriedigt werden. Only Entertainment!

Geschickter und zugleich hinterhältiger sind solche Seiten, die für vermeintliche Zusammenhänge von Mond und Schicksal eines Menschen oder andere nichtexistente Zusammenhänge wie Mond und bestem Zeitpunkt der Aussaat von Samen weitere Daten wie Sternzeichen, Aszendenten und anderen esoterischen Schmu nutzen. Sie sagen auf den Tag genau (vor)aus, welche Wirkung der Mond allgemein oder auf ein Individuum ausübt. Dass diese Behauptungen reine Erfindungen sind, ist trotz allem pseudowissenschaftlichen Anschein leicht nachweisbar, wenn man sich die Mühe macht, Vorhersagen auf deren Zutreffen zu überprüfen.

In dem Feld tummeln sich Kartenleger, Astrologen und sonstige Wahrsager, Hotlines, Mondkalendershops, Astroshops, Hexenseiten, Magier und ähnliche Bauernfänger. Die Absicht, etwas zu – wie passend – Mondpreisen zu verkaufen, ist offensichtlich, seien es „Mondkalender“ (in Wirklichkeit Horoskope), „Mondbrot“, „Mondwasser“, „Mondbier“, „Mondholz“, „Mondseife“, Steine, Kristalle oder die reine Information selbst. Nichts ist offensichtlich zu absurd, wenn man damit Naiven ihr Geld rauben kann.

Gefahren von Mondkalendern

Es ist klar, dass Wahrsager und andere Geschäftemacher die Naivität manchen Mitmenschen nutzen, um einen finanziellen Vorteil zu haben. Schlimm ist es, wenn Menschen in finanzieller Notlage die Wahrsagerei als letzten Hoffnungsfunken sehen und ihr letztes Geld dafür hergeben. Noch schlimmer ist, wenn sich Schwer- oder Todkranke von der Esoterik Rettung erwarten. Das auszunutzen, ist nicht nur zutiefst unethisch, sondern nach der Ansicht nicht weniger Menschen kriminell. Der Gesetzgeber mischt sich in die unterschiedlichsten Dinge ein und macht kleinlichste Vorschriften, wo aber eine gesetzliche Regulierung (das heißt ein Verbot) von Sparten mit obskuren Geschäftsgrundlagen angebracht ist, hält er sich raus.

Es scheint, als seien Seiten, welche keine Verkaufsabsicht verfolgen, harmlos. Das ist auch meist der Fall. Allerdings sind die Grenzen zwischen solchen Seiten und Seiten, wie sie zuletzt beschrieben wurden, fließend. Oft werden die scheinbar harmlosen Seiten von Astrohotlines und ähnlichen Anbietern selbst als Ableger betrieben, oder es bestehen Partnerschaften verschiedenster Variation (Partnerprogramme, geschönte Rezensionen, Verlinkungen etc.). Und selbst wenn dies alles nicht zutrifft, so schüren sie doch den Aberglauben der Menschen und bereiten so das Feld gewerbsmäßiger Astrologen.

Man kann nur eindringlichst warnen: Richten Sie Ihr Leben nicht nach Mond und Mondphasen (und auch nicht nach anderen esoterischen Heilslehren) aus, der Mond hat keinerlei nachweisbare Wirkung auf den Menschen (und auch nicht auf Kochen, Haushaltsarbeiten, Ihren Garten oder Friseurbesuch), und Mondphasen, die nichts anderes als ein Lichtphänomen (die Beleuchtung des Mondes ändert sich je nach Mondstand) sind, schon zweimal nicht. Weder werden während des Vollmondes mehr Kinder als bei anderen Mondständen geboren, noch gibt es an Vollmond besonders viele Straftaten. Empirische Untersuchungen haben niemals solch behauptete Zusammenhänge bestätigt. Machen Sie vor allem lebenswichtige Operationen und ähnlich wichtige Dinge nicht davon abhängig, wann vermeintlich der Mond günstig steht. Wenn eine Operation oder Medikamentengabe dringend nötig ist, ist es dann vielleicht zu spät. Will Ihnen jemand etwas anderes einreden, ist das nahe an einer Straftat!

Ergänzende Literatur

Der Artikel Vom richtigen Zeitpunkt: Esoterischer Unsinn über den Mond geht tiefer auf behauptete Zusammenhänge zwischen Mond und Natur ein. Eingegangen wird unter anderem auch auf die Frage, ob der Mond mittels Gravitationskräften Einfluss auf das Wasser im menschlichen Körper ausübt. Unbestreitbar zieht der Mond (und umgekehrt) die Erde und das Wasser der Weltmeere an, was dazu führt, dass Erde und Wasser auf der jeweils dem Mond zugewandten Seite eine „Beule“ bekommen, während letzteres von der abgewandten Seite der Erde abfließt. Das Phänomen tritt nur bei sehr großen Massen und völlig unabhängig von der Mondphase täglich auf und ist als Gezeiten längst bekannt, was jedoch Esoteriker nicht davon abhält, einen ebensolchen Zusammenhang zwischen Mond (meist behaupten sie sogar noch einen Zusammenhang mit der Mondphase) und Mensch zu konstruieren. Lesenswert sind zudem die Kommentare, in denen eine lebhafte Diskussion entbrennt, die zeigt, wie schwer manche Menschen von ihrem Irrglauben an die Kräfte des Mondes abzubringen sind.

Nicht weniger lesenswert ist der Artikel Mondkalender 2013: Der gleiche Unsinn wie jedes Jahr. Auch in ihm werden Argumente von Anbietern wie das, dass es sich um traditionelles Wissen handelte, und absurde Ratschläge wie der, Schuhe blieben länger sauber, wenn sie bei abnehmendem Mond geputzt werden, auseinandergepflückt.

Der oft behauptete Zusammenhang von Vollmond und schlechtem Schlaf ist Gegenstand des Artikels Studie findet keinen Zusammenhang zwischen Mondphasen und menschlichem Schlaf.

Wer nicht auf den gesunden Menschenverstand hören will und glaubt, Operationen und Medikamentengaben wären zu bestimmten Mondständen nutzlos oder gar schädlich, lässt sich in der Regel auch nicht von wissenschaftlichen Untersuchungen von seinem Irrglauben abbringen. Alle anderen Menschen, die meinen, es könnte ein Fünkchen Wahrheit an solchem Blödsinn sein, seien auf eine Studie des Universitätsklinikums Jena verwiesen. Dort haben Forscher mit einer großen Stichprobe, die sich aus 12.224 Patienten von zehn Krankenhäusern aus neun europäischen Ländern zusammensetzt, unter anderem untersucht, ob sich Mondphasen auf die Schmerzen nach einer Operation auswirken. Die Forscher konnten keinen empirischen Zusammenhang belegen. Zur Studie.

Dass Mondwasser, Wasser, das bei Vollmond abgefüllt wird, etwas ganz besonderes ist, das wussten schon unsere Altvordersten. Zumindest behaupten das Esoteriker. Klar auch, dass man solch edles Gesöff nicht für 19 Cent verkaufen kann, für ein originäres Mondwasser aus der St.-Leonards-Quelle kann man ruhig hinlangen und stolze 2,09 Euro je Liter verlangen.